Dienstag, 12. Juni 2012

Am Nachmittag lag die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen aus Italien bei 6,158 Prozent und damit rund einen halben Prozentpunkt höher als Anfang Mai.


Schuldenkrise Italien gerät wieder stärker in den Fokus der Märkte

12.06.2012 ·  Am zweiten Börsentag nach dem Rettungspaket für Spanien steigen die Zinsen - nicht nur für Spanien, sondern auch für Italien. Eine italienische Zeitung ruft: „Schnell, Frau Merkel“
Von Tobias Piller, Rom und Christian Hiller von Gaertringen
Die Furcht, dass die europäische Schuldenkrise auf Italien übergreifen könnte, hat am Dienstag die internationalen Finanzmärkte erfasst. Am Nachmittag lag die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen aus Italien bei 6,158 Prozent und damit rund einen halben Prozentpunkt höher als Anfang Mai. Die Rendite spanischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit betrug vorübergehend bis zu 6,8 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erhöhte sich auf 1,4 Prozent.
Nachdem am Montag Analysten und vor allem angelsächsische Nachrichtenagenturen die wirtschaftlichen Schwächen Italiens wieder zu entdecken schienen, reagierte die italienische Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ mit einer ungewöhnlichen Aufmachung: Die seriöse Zeitung gestaltete am Dienstag ihre erste Seite mit Lettern, die sonst nur die deutsche Boulevardpresse benutzt, und schrieb die deutschen Worte: „Schnell, Frau Merkel.“ Darunter argumentiert der Chefredakteur Roberto Napolitano, dass es allein in der deutschen Verantwortung liege, Europa zu retten, mit einer allgemeinen Schuldengarantie, und einer gemeinschaftlichen Garantie für alle Bankschulden in Europa.
Andererseits teilte die Ratingagentur Fitch mit, für Italien gebe es keine akuten Finanzierungsprobleme. Die Banken seien stabil und das Defizit tendiere gegen Null. Für Italien bietet dieses Urteil Anlass zu etwas Aufatmen. Ansonsten hatten die Italiener die Ratingagenturen mit zunehmender Skepsis betrachtet. Der Vizechef der italienischen Notenbank, Fabrizio Saccomanni, sagte, eigentlich sollten die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit beurteilen. Darüber hinaus könne sich jeder sein eigenes Szenario zurechtlegen.
Nur als vor wenigen Tagen die Agentur Moody’s warnte, alle europäischen Staaten, auch Deutschland, riskierten eine Abwertung ihrer Kreditwürdigkeitsbenotung, war dies italienischen Medien und Kommentatoren Anlass für Schadenfreude und ein Beweis für die Notwendigkeit, alle Schulden zusammenzulegen.

Italien will sich im Juni 19,2 Milliarden Euro leihen

Im laufenden Monat werde Italien Mittel von 19,2 Milliarden Euro aufnehmen wollen, heißt es in einer Studie der britischen Bank Barclays Capital. Der Schwerpunkt werde mit 8,2 Milliarden Euro im Laufzeitenbereich zwischen vier und fünf Jahren liegen. Die Rendite für fünfjährige italienische Staatsanleihen betrug am Dienstag rund 5,6 Prozent.

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/schuldenkrise-italien-geraet-wieder-staerker-in-den-fokus-der-maerkte-11783201.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen